Nachdem ich den Kontrollpunkt 2 verlassen hatte, wurde es schnell dunkel. Einen kurzen Gravel Abschnitt, vielleicht 200 m, kurz hinter dem Kontrollpunkt habe ich geschoben. Es war mir einfach zu steil nach den ganzen Sandwiches. Danach ging es weiter bergauf bis zur Grenze nach Österreich bis auf 1200 m Höhe. Es folgte eine kurze Abfahrt Richtung Bad Vellach, aber nur um nach einigen Kilometern scharf recht wieder bergauf Richtung Slowenien zu pedalieren. Dieser zweite Anstieg hatte es in sich. Die Steigungsprozente variierten zwischen 12 und 14 Prozent. Viele Teilnehmer berichteten später, dass sie schieben mussten. Ich konnte weiter fahren, wenn auch manchmal von der einen zur anderen Strassenseite „zusätzliche Serpentinen“ einbauend. Es war schwül, und für die Nacht war Regen vorausgesagt. Am Grenzübergang nach Slowenien entschied ich mich, den Tag zu beenden. Ich fand dort hinter dem Zollgebäude einen Unterschlupf mit hoffentlich genügend Traufenüberstand.
Gegen 2:30 Uhr wurde ich wach. Leichter Regen spritzte in mein Gesicht. Der Wind stand nicht sonderlich günstig für diese Gebäudeseite. Also meinen Schlafplatz schnell auf die andere, zur Straße gerichtete, Seite verlegt, und weiter geschlafen. Immer wieder vernahm ich Teilnehmer, die durch die Nacht und den Regen weiter fuhren. Ich wollte das anstehende Gravelstück aber weder bei Regen, noch bei Dunkelheit mit meinen angeschlagenen Reifen in Angriff nehmen. Die Wetterapp versprach, dass der Regen gegen 7 Uhr aufhören würde. Ich schlief bis 6:00 Uhr, aß mein Frühstück (2 Snickers und eine Packung TUC Paprika Kekse), packte ein, und machte mich auf. Pünktlich mit meinem Start hörte es auf zu Regnen. Eine wunderschöne Landschaft, toller Straßenbelag. Man konnte rollen lassen. Der Garmin piepste mal wieder vor sich hin und warnte vor gefährlichen Kurven oder so. Aber nein, ich hatte die Abfahrt zur Gravelpassage verpasst und bin souverän erst einmal 2 Kilometer eine 12-prozentige Abfahrt weiter bergab geradelt. Also Umdrehen, und 2 Kilometer wieder bergauf zur Gravelpassage. Ich nahm es mit Humor, zumindest habe ich Sachen gesehen, die die meisten Teilnehmer nicht zu sehen bekamen … Das Gravelstück war ganz OK. Sicher an der Grenze für meine Reifen, aber rückblickend auf was später noch kommen sollte, nicht schlechter als Bundesstraßen in Albanien.
Am Ende des Gravelstücks ging es auf eine größere Strasse. Leider fand ich keine Bäckerei. Es war Sonntag, und Sonntags ist die Versorgung immer schwierig. Eine Tankstelle, die ich gegen 10:25 erreichte, ermöglichte mir wieder Riegel und Getränke zu kaufen. Auch eine Packung Haribo Gummibärchen mussten her. Danach lief es gut weiter, grob Richtung Kroatien. Gegen 12:50 Uhr der nächste Tankstellenstop. Es war mitlerweile sehr warm geworden. Flaschen auffüllen, und vor allem ein Eis musste her. Ein anderer Teilnehmer erreichte die Tankstele kurz nach mir. Ihm war beim Regen, wie so manch anderem, die komplette Elektronik abgesoffen. Er machte etwas länger Pause um seine Sachen in der Sonne zu trocknen. Ich war wieder einmal davon beeindruckt, dass meine Taschen wirklich 100%ig wasserdicht waren. Nach der Tankstelle ging es wieder über eine Bergkette. Nicht sonderlich hoch, aber brutal steil. Die zwanzig Prozent waren dann doch mit dem Gepäck zu viel des Guten. Ich bin die letzten 500 m bis oben gelaufen. Danach fuhr ich weiter Richtung Osten, immer mal wider auch bis 16% Steigung, bis ich nach einer Abfahrt auf einen breiten und gut ausgebauten Radweg Richtung Süd traf. Diesen verliess ich nach einigen Kilometern wieder Richtung Osten, wo ich die Grenze nach Kroatien kurz vor 15 Uhr erreichte. Ein verlassener alter Grenzübergang im Nirgendwo, bei 35 Grad Celsius. Ich machte erst einmal einen Powernap, bevor es durch die Nachmittagssonne weiter Richtung Zagreb ging.
Auf halber Strecke nach Zagreb gab es in einem Dorf einen Brunnen. Kein Trinkwasser, aber gut genug zur Abkühlung. Ich Pedaleffekt weiter Richtung Süden, über viel befahrene Strassen hinein nach Zagreb, wo ich meine Weg mitten durch das Zentrum geplant hatte. Wie oft ich vor 10-20 Jahren beruflich in Zagreb war kann ich gar nicht sagen. Etwa einmal im Monat für 2-3 Tage über Jahre hinweg sicherlich. Ich wollte einige der Stellen, an denen ich damals verweilt hatte, nochmal sehen. Die Hotels, die Cafés, und auch die vielen Sportplätze auf denen ich so manche Runden lief. Und da war auch das Hotel in dem ich das Spinningrad in Brand gesetzt hatte. Der Filzlappen war damals trocken und ging in Flammen auf. Was kann ich dafür, wenn die ihr Spinningrad nicht richtig warten? Ich genehmigte mir ein paar Hot Dogs an der Tankstelle, trank eine Cola, kaufte noch Kekse und was man so braucht ein, und fuhr weiter Richtung Süden. Im „Rückspiegel“ konnte ich sehen, dass ein Gewitter aufzog. Schon kam auch eine Unwetterwarnung für Slowenien und Kroatien aufs Handy. Ich war weit genug weg, es würde mich nicht mehr treffen.
Das dachte ich zumindest bis 20:30 Uhr. Dann brach die Hölle los. Ich flüchtete mich in eine Tankstelle bei Ivanić-Grad, kaufte ein, aß etwas, und entschied, bei diesem Gewitter und Regen nicht weiterzufahren. Zum Glück fand ich ein Hotel nur 4 Kilometer entfernt. Die 4 Kilometer radelte ich so schnell wie es nur ging durch das Unwetter. Ein früher stopp, also auch wieder früh raus aus den Federn. Nach einer Dusche konnte ich meine Sachen waschen und mit Handtuch und Föhn weitestgehend trocknen und auch ein paar Zeilen im Liveblog schreiben und ein paar Fotos auf Instagram veröffentlichen. Gegen 23:00 Uhr war dann Nachtruhe.
Der Wecker klingelte um 3 Uhr, und um kurz vor 4 Uhr verließ ich das Hotel, nachdem ich, wie an vielen Tagen, die 7-days Croissants zum Frühstück „genossen“ hatte. Ich radelte zunächst über kleine Wege weiter. Nach ein paar Kilometern musste ich die Brille wechseln. Die Luftfeuchtigkeit war so hoch, dass meine Radbrille permanent beschlagen war. Also bin ich mit meiner normalen Brille weiter. Es ging bald auf eine größere Straße, aber ohne Verkehr. Diese Straße ging im Prinzip bis Bosnien-Herzegowina und zog sich beinahe 100 Kilometer weit. In Kutina fand ich gegen 6:30 Uhr eine tolle Bäckerei. Mit Kaffeeautomat, tollen Backwaren (süß oder herzhaft), und Tischen und Stühlen. Es lief nicht gut, meine Motivation und Moral war auf dem Tiefpunkt. Immer wieder Regen, ich hatte davon so die Nase voll. Dann noch diese nicht aufhörende Straße, mit vielen verlassenen und zerschossenen Häusern. Als dann Frank Sinatra „my way“ im Radio lief, und die beiden Verkäuferinnen zum Song sangen war ich endgültig am Ende. Der erste Tiefpunkt während des TCRs war erreicht. Gerne hätte ich alles hingeschmissen und mich in den nächsten Zug nach Hause gesetzt.
Aber hier gab es keinen Zug, also weiter. Auf Instagram bat ich mir ein paar neue Beine zu schicken. Daraufhin erhielt ich einige Fotos von Beinen, und meine Laune besserte sich zunehmend. Die Landschaft war weiterhin gespenstig, mit Nebel. Dann ging es rechts ab, und ich erreichte den Banovsko jezero See. Über dem See lag immer noch Nebel, obwohl es mittlerweile schon 7:30 Uhr war. Die Sonne bahnte sich aber langsam ihren Weg durch diesen Nebel, und ich zog meine Beinlinge und Armlinge, sowie die reflektierende Weste aus. Ein Mann kam auf einem Stock gestützt entlang spaziert. Er hielt an und fragte, ob ich nach Griechenland unterwegs sei. Ich war so perplex, dass er das wusste, dass ich nicht einmal gefragt habe, wie er darauf gekommen sei. Nach ein paar Sätzen auf Englisch, und meiner Erklärung, dass ich aus Deutschland sei, sprach er in einem sehr guten Deutsch mit mir weiter. Er berichtete von seinem Schlaganfall, dass er morgens immer eine Runde dreht, um nicht einzurosten. Dieses kurze Gespräch hat all meinen Trübsinn komplett weggeblasen, und die nächsten zwei Stunden bis zum Erreichen der Grenze nach Bosnien-Herzegowina verflogen wie im Fluge.
Am Grenzübergang war viel los. Alle Autos, Busse und LKW wurden genauestens untersucht. Es handelt sich ja auch um eine EU Außengrenze. Für mich war es dennoch einfach, und es ging schnell. Personalausweis gezückt, und ab in ein mir bis dahin unbekanntes Land. Alles sah irgendwie anders aus, Moscheen, Kirchen, Gebäude, die Leute. Zunächst ging es an eine große Tankstelle „auftanken“. Die Straße von der Grenze bis kurz vor Banja Luka war stark befahren, und für diesen Verkehr recht schmal. Dauernd wurde ich angehupt. Wo soll ich denn hin, meine lieben? Ich kann mich doch nicht in Luft auflösen! Erst allmählich verstand ich, dass man mich nicht auf Seite hupen wollte, sondern dass man mit dem Hupen lediglich anzeigt „hey, ich überhole jetzt, pass auf“. Einmal kapiert, war es sehr entspannt und klar, wann man überholt wurde. Das gleiche Prinzip gab es auch später in Montenegro, Albanien, und Nordmazedonien. Das Prinzip finde ich nach wie vor sehr gut. Und es gab keine einzige wirklich brenzlige Situation im Verkehr für mich. Mittlerweile war die Spitze des Rennens bereits weit voraus. Berichte in den Medien kursierten ob der Beschaffenheit des Parcours in Albanien. Das mit meinen angeschlagenen Reifen? Meine Entscheidung war gefallen, in Banja Luka einen Versuch zu starten, neue Reifen zu kaufen. Es sollte nicht so einfach werden, wie ich mir das vorstellte. Zunächst suchte ich in Google Maps nach „Fahrradgeschäft in der Nähe“.
Google ist nicht so clever, wie man vermutet. Angezeigt wurden Fahrradgeschäfte in Österreich und dem deutschsprachigen Raum. Also ein weiterer Versuch mit „bicikl“ und mehreren Variationen. Letzten Endes fand ich einen Laden „Sport Shop Shimano“, den ich über viele große Straßen erreichte. Dort angekommen war schnell klar, dass ich hier nicht fündig werden würde. Ein paar Rennrad Pneus gab es dort, aber nichts wirklich Haltbares. Der Inhaber war sehr hilfsbereit, und verwies mich an einen anderen Shop. Natürlich auf der anderen Seite der City, zumindest aber wieder in der Nähe meiner eigentlichen Route. Durch starken Verkehr, nichts wie dorthin. Und tatsächlich fand ich bei „Soković Sport doo“ alles, was das Herz begehrte. „Nimmst Du am TCR Teil?“ War die erste Frage. „Ja“, meine Antwort. Danach war Alarmstimmung im Laden, gleich 2 Verkäufer bemühten sich um mich. Sämtliche Reifen wurden herbeigeholt, es wurde diskutiert und gefachsimpelt, was für die Gravel Sektion gut sei, aber dennoch geringen Rollwiderstand habe.
Dann kam der Chef persönlich. „Ich habe, was Du brauchst, aber nicht hier, ist noch im Karton im Keller, letzte Woche hereinbekommen.“ gab er zum Besten und verschwand. Nach 2 Minuten kam er mit einem Paar „Vittoria Terreno Zero Graphene 2.0“ in 38 mm Breite zurück. Die passten ins Konzept. Sicherlich auf Asphalt weit entfernt von den Conti GP5000, aber die waren eh zerschnitten. Die Jungs beeilten sich mit der Montage, währenddessen ich mir im benachbarten Café eine Cola und einen Espresso gönnte. Die ganze Aktion mit suchen, umherirren, und Montage hat letzten Endes fast 3 Stunden gedauert. Aber ich war froh wieder vertrauen in meine Reifen zu haben. Und ich hatte auf den verbleibenden Kilometern bis Thessaloniki, ob Asphalt, Sand oder Stein, keinen einzigen Defekt mehr.
Nach einem Stopp an einem Supermarkt ging es auf kleinen Straßen weiter. Ich hatte mir einen Weg ausgesucht, der sicher nur von wenigen anderen Teilnehmer genutzt würde. Eine tolle, leicht ansteigende Straße über einen Berg, statt heftiger Anstiege auf der größeren Straße. So war der Plan. Fast oben angekommen bekam ich Hunger, und ich hielt an einem kleinen Laden, der auch Essen zubereitete an. Schnell war ich die Attraktion des Dorfes. Die Inhaberin machte mir klar, dass es dort, wo ich mit dem Rad fahren wollte, keine Straße mehr gäbe. Google und die Apps wären seit Jahren nicht mehr aktuell. Durchkommen unmöglich. Das Mobilfunknetz war schwach, ich hungrig und müde. Umplanen deshalb schwierig und langwierig, aber ich wollte auch nicht noch 10 km weiter umsonst den Berg hinauf fahren. Manchmal ist es besser, eine schlechte Entscheidung zu treffen, als gar keine. Also entschied ich mich wieder ins Tal bis Kotor Varoš zu fahren, um auf der großen Straße die steilen Anstiege auf mich zu nehmen. Die Straße war ja 100 prozentig vorhanden.
Weitere 2 bis 2 1/2 Stunden verschenkt. An diesem Tag lief es nicht wirklich gut, aber ich war immer noch froh ob der neuen Reifen. Die Anstiege waren steil, es wurde dunkel, aber ich musste weiter. Zu wenig Kilometer bislang. Bei Kneževo gab es Tankstellen. Das Abendessen bestand aus Chips, Cola, Snickers, Eis. Alles, was irgendwie Kalorien hatte. Auch kaufte ich schon einmal die 7-Days Croissants für den nächsten Morgen ein. Man weiß nie, ob oder wann die nächste Gelegenheit kommt. Ich kämpfte mich weiter durch die Hügel und Berge. Mein Ziel war es, irgendwie noch bis Travnik zu gelangen. Es ging jetzt endlich auch all die Höhenmeter wieder auf guter Straße hinunter. Plötzlich stand ein Wolf am Wegesrand. Der hat sich sicherlich gefragt, was so ein Radfahrer mitten in der Nacht hier treibt. Ich hatte noch nie vorher einen Wolf in freier Wildbahn gesehen. Eindrucksvolle Tiere. Im Gegensatz zum Wolf machten mir die Hunde in Travnik mehr zu schaffen. Also ein Hotel oder Motel musste her, denn hier wollte ich nicht draußen kampieren. Zum Glück fand ich auch ein günstiges Motel im Ort, in dem ich mich duschen konnte, und nach einem langen Tag schnell weg schlummerte.
Morgens fand ich in unmittelbarer Nähe zum Motel eine Bäckerei. Gut versorgt, wechselte ich die Kette am Rad. Vielleicht war es gar nicht nötig, die Kette zu wechseln, da ich aber eine zweite gewachste Kette dabei hatte, sollte diese auch zum Einsatz kommen. Auch habe ich die Batterien des Leistungsmessers direkt mit gewechselt. Der mahnte dies mit „Batterie schwach“ schon am Vorabend an. Die Ersatzbatterien machten nach dem ganzen Regen der ersten Woche allerdings keinen guten Eindruck mehr. Flugrost beseitigt und eingebaut, taten sie aber ihren Dienst bis ins Ziel. Mich sprachen deutsche Touristen aus dem Schwarzwald an. Die waren dort zum Campen, und ich erzählte vom TCR, wo es hingeht, wie lang es ist, etc. Man erntet immer eine Mischung aus ungläubigen Blicken, gepaart mit Mitleid und Bewunderung. Was es bei den Schwaben war, weiß ich nicht so genau. Die verbale Verständigung „Rheinländisch/Schwäbisch“ nahm schon alle Aufmerksamkeit auf sich. Ich fuhr weiter Richtung Sarajewo, welches ich westlich passierte. Es ging durch ein schönes Tal langsam aber sicher Richtung Montenegro und dem Durmitor Nationalpark weiter. Tolle Landschaften, aber nichts Flaches mehr. Entweder ging es bergauf, oder es ging bergab. Zum großen Teil auch durch Tunnel, und ich war froh, dass ich mittels des Schalters schnell meine Beleuchtung ein- und ausschalten konnte. Die Landschaft motivierte mich immer weiterzufahren. In Montenegro war ich wieder in der Eurozone. Es gab Tankstellen und Geschäfte, die Verpflegung war kein Problem. Auch die Straßen waren gut befahrbar, und es war nur wenig Verkehr.
In Pluzine gab es Supermärkte in denen ich mich wieder mit Wasser, Cola, Müsliriegeln und anderen Sachen verpflegen konnte. Die Aussicht auf den Durmitor und den Bobotov Kuk (ein 2522 m hoher Berg) war gigantisch. Auch die Lichtstimmung verwandelte die Landschaft in eine Märchenwelt. Es wurde dunkel, und wegen vieler Hunde entschloss ich mich in Nikšić abermals ein Zimmer zu buchen. Auch waren die Kosten mit unter 20 Euro für eine Nacht in einem Bett mit Badezimmer zu verkraften. Die Unterkunft erreichte ich gegen 23 Uhr. Im Zimmer gab es eine einfache Ausstattung, aber das Wasser war warm. Die Boiler Konstruktion war etwas abenteuerlich, es gab Tee, Kaffee, Wasserkocher und eine Flasche selbst gebrannten Raki Schnaps auf dem Tisch. Vom Schnaps habe ich tunlichst die Finger gelesen. Weder wollte ich erblinden, noch direkt ins Koma fallen.
Am folgenden Morgen zwang ich mir die 7-days Croissants und alles was ich finden konnte hinunter und es ging auf einer kleineren Straße weiter. Auf der großen Straße gab es einen Tunnel, der verboten war, oder dessen Nutzung zumindest nicht empfohlen war. Einige Hunde machten mir das Leben wieder schwer, und nach einigen Kilometern entschied ich mich nach der Umfahrung des Tunnels (was natürlich Höhenmeter bedingte) wieder auf die große Straße zu wechseln. Dort lief es gut, und da es nicht sehr früh war, war auch knurr wenig Verkehr. In Podgorica fand ich dann gegen 6:45 Uhr eine tolle Bäckerei. Riesige Schoko Croissants frisch und noch warm, sowie herzhafte Sachen für später. Mitsamt Kaffee war es ein tolles Frühstück, bevor es weiter Richtung Albanien ging. Die Straße nach Albanien zog sich etwas wie Kaugummi. Auch stieg die Temperatur schnell an. Aber es gab genügend Supermärkte, um kalte Getränke zu kaufen. Geben 8:25 Uhr erreichte ich die Grenze zu Albanien, dem zweite mir bis dahin noch unbekannten Land der Reise. Die Grenze war schnell passiert, und es ging entlang des Skadarsko jezero Nationalparks und dem großen See bis Koplik.
Meine Route ging mitten durch die Stadt, wo ein buntes Treiben herrschte. Entweder war es Wochenmarkt, oder es ist hier immer so. Alle Geschäfte hatten Stände auf der Straße, viele Albaner promenierten in Sportwagen, oder aufgemotzten Autos, dazwischen viele Leute zu Fuß. Es ging zwar nur langsam voran, aber dieses Spektakel wollte ich mir auch nicht entgehen lassen. Danach weiter auf der großen Straße bis Shkodra, einer alten Stadt, die mit über 100000 Einwohnern für Staus, Verkehr und Trubel sorgte. Ich bahnte mir meinen Weg durch das Gewimmel auf der Suche nach einem Geldautomaten. Ich war mir nicht sicher, ab ich in der albanischen Provinz immer mit meinem Smartphone zahlen könnte. Also tauschte ich für 35 Euro in 35000 LEK um. Es war recht schwer das Geld wieder loszuwerden, denn digital kann man mittlerweile fast überall bezahlen. Aber es war gut zu tauschen, und ich habe lediglich 5000 LEK übrig, die ich auf dem Flughafen in die dort immer positionierten Sammelbehälter für UNICEF oder ähnliche Organisationen spende. Meine Route ging auf kleinen Straßen entlang einer Hügelkette weiter. Es waren mehr Höhenmeter als ich eigentlich wollte. Auch brannte die Sonne jetzt viel stärker, als noch in den letzten Tagen. Man sucht automatisch Schatten, was nicht immer von Erfolg gekrönt ist.
Circa 40 km weiter südlich, in Lezha, gab es einen Springbrunnen, den ich nutzte, um mich etwas abzukühlen. Auch kaufte ich etwas Obst ein bevor ich meine Tour Richtung Süden fortsetzte. Der nächste Fixpunkt war die Brücke „Ura e Zogut“, die von Radfahrern oder Fußgängern noch passiert werden kann. Gerne wäre ich zur Abkühlung in der Mittagszeit in den Lumi Mat gesprungen, der von den Bergen unter der Brücke hindurch bis in die Adria fließt. Aber keine Zeit, und man kann auch nicht so einfach ans Ufer. Also weiter Richtung Kontrollpunkt 3 in Burrel, an den sich der gefürchtete Gravel Parcours anschloss. Es ging flussaufwärts und am Wegesrand gab es Quellen an denen man sich abkühlen konnte, oder auch die Trinkflaschen wieder füllen konnte. Die letzten 36 Kilometer bis zum Kontrollpunkt standen an. Irgendwie hörten die Berge nicht auf. Und plötzlich schmerzte mein rechte Knie wieder, und zwar so richtig. Ich wollte unbedingt noch den Parcours fahren, also keine Pause mehr. Auf die Zähne beißen und durch. Irgendwie habe ich es dann noch bis zum Kontrollpunkt geschafft. Stempel abholen, Zeit eintragen lassen. Ein paar Fotos posten und etwas essen. Ich war schon etwas angeschlagen, müde und hungrig, sodass die Pause etwas länger war als gewollt. Aber ich brauchte etwas Erholung von der Hatz. Nach einem kg Joghurt, Brot, 1,5 l Cola, Obst und mehr, kamen langsam die Lebensgeister zurück. Gegen 18:00 Uhr machte ich mich auf Richtung Parcours 3.